Spitzenmedizin und höchste Aufenthaltsqualität – das gilt bei den Waldkliniken Eisenberg nicht nur stationär, sondern auch in der ambulanten Versorgung. Mit dem Netzwerk „Meine Polikliniken“ bringen die Waldkliniken ihre medizinische Kompetenz dorthin, wo sie gebraucht wird: direkt in die Hausarztpraxen vor Ort – nah an den Menschen. Ein besonderer Baustein dieses Konzepts: die Nichtärztlichen Praxisassistent:innen (NäPAs). Sie betreuen Patientinnen und Patienten, die nicht mehr selbst in die Praxis kommen können – und bringen so medizinische Versorgung direkt ins Wohnzimmer, ins Pflegeheim oder die betreute Einrichtung. Eine der nichtärztliche Praxisassistentinnen ist Désirée Schnabel. Im Interview erzählt sie, warum ihr Beruf für sie viel mehr ist als „nur“ ein Job.
Désirée, was genau ist eine Nichtärztliche Praxisassistentin?
Eine Nichtärztliche Praxisassistentin (NäPa) ist im Grunde eine Assistentin für den Arzt oder die Ärztin. Sie übernimmt die Betreuung von Patient:innen zuhause, in Pflegeheimen oder in geschützten Einrichtungen. Die Menschen, die betreut werden, müssen älter, pflegebedürftig oder gesundheitlich nicht mehr in der Lage sein, selbst in die Praxis zu kommen. Früher kannte man diese Rolle vielleicht unter dem Begriff „Gemeindeschwester“ oder „Schwester Agnes“.
Welche Aufgaben gehören zu deiner Rolle als NäPa und von welchen Vorteilen profitierendie Patient:innen?
Meine Aufgaben als Nichtärztliche Praxisassistentin sind vielfältig und immer auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen angepasst. Wir machen zum Beispiel Blutabnahmen, wechseln Verbände, entfernen Nahtmaterial nach Operationen – all das, was man früher nur in der Praxis gemacht hat, erledigen wir jetzt direkt vor Ort bei den Menschen. NäPas sind aber grundsätzlich auch eine große Hilfestellung – sie machen Routinebesuche und unterstützen zum Beispiel bei der Beantragung des Pflegegrads oder Hilfsmittel für die Häuslichkeit. Im Vordergrund steht immer die Frage: Was braucht der oder die Patient:in? Was ist sinnvoll?
Wie läuft ein typischer Arbeitstag bei dir ab?
Morgens starte ich in der Praxis und bereite meine Hausbesuche vor. Die Touren sind geplant, aber es kann immer mal etwas dazukommen – zum Beispiel wenn sich ein Pflegedienst oder Angehörige melden. Solche Anfragen nehmen wir dann in die Planung
mit auf. Anschließend fahre ich zu den Patient:innen. Danach geht’s zurück in die Praxis, dort bereite ich die Termine nach, dazu gehört unter anderem die Abrechnung.
Außerdem bespreche ich das Weitere mit den Ärzt:innen, und plane die nächsten Hausbesuche.
Wie viele Menschen betreust du derzeit?
Ich persönlich kümmere mich aktuell um etwa 50 Patient:innen. Manche sehe ich regelmäßig, andere nur ein- bis zweimal pro Quartal – je nach Bedarf. Insgesamt betreuen wir im Team – meine zwei Kolleginnen und ich – etwa 250 bis 300 Patient:innen.
Was bedeutet deine Arbeit für die Patient:innen?
Wer zum Beispiel eine Gehbehinderung hat oder unter chronischen Schmerzen leidet, dem fällt der Weg in die Praxis oft schwer. Wir nehmen ihnen diesen Aufwand ab. Viele freuen sich einfach, dass jemand zu ihnen kommt, der sich Zeit nimmt. Durch unsere Hausbesuche entstehen sehr persönliche, vertrauensvolle Beziehungen.
Was macht die Arbeit als Nichtärztliche Praxisassistentin für dich so besonders?
Die Nähe zu den Menschen. Wir sehen nicht nur den medizinischen Befund – wir erleben den Alltag unserer Patient:innen mit. Und manchmal geht es eben auch einfach darum, fünf Minuten zuzuhören. Das macht einen großen Unterschied – für die Patient:innen, aber auch für mich persönlich.
Hast du eine Patientengeschichte, die dir besonders im Kopf geblieben ist?
Es gibt viele schöne Sachen, die ich im Laufe der Jahre erlebt habe. Wir hatten vor vielen Jahren, am Anfang meiner Laufbahn als NäPa, einen Patienten, der um einen Hausbesuch gebeten hat, da es ihm nicht so gut ging. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch eine laufende Sprechstunde, deshalb hat mich der damalige Arzt zu dem Mann geschickt. Als ich angekommen bin, habe ich gesehen, in welch ärmlichen Verhältnissen der Patient lebt und wie einsam er eigentlich ist. Das hat mich total getroffen und lange beschäftigt. Dann haben wir das (intern) besprochen und beschlossen, einen Pflegedienst zu organisieren, damit ihm auch aufgrund seiner Diagnosen und Beschwerden Hilfestellung gegeben werden kann. Dieser Pflegedienst hatte eine sogenannte Tagespflege, in die der Patient aufgenommen wurde. Er wurde dann anfangs zwei Mal die Woche abgeholt, dort sind sie mit ihm spazieren gegangen, oder haben in größeren Rentnergruppen gemeinsam Gesellschaftsspiele gespielt. Das hat dem Patienten so gut gefallen, dass er sich in seinem Kalender schon Kreuzchen gemacht hatte, wann die nächsten Ausflüge anstehen werden. Ich besuche den Patienten immer noch regelmäßig. Mittlerweile ist er in eine Art Wohngemeinschaft, eine Rentner-WG, gezogen und blüht da total auf, ist weniger traurig und depressiv. Dort kochen und spielen sie gemeinsam – dadurch hat der Patient wieder soziale Kontakte, die ihm Lebensmut geben. So etwas zu erleben, das wünscht man sich für sich selbst auch im Alter. Als Nichtärztliche Praxisassistentin kann man also das, was man sich für die eigene Zukunft wünscht, anderen Menschen schon heute ermöglichen.